Hast du eine echte Monstera Deliciosa?
Woran erkenne ich eine Monstera Deliciosa ‚large form‘?

Hi Leute! Ich hab diesen Artikel 2020 verfasst, in den letzten 5 Jahren ist so viel passiert. Damals gab es noch so wenig Informationen über verschiedene Monsteras und die Thai war noch nicht einmal auf dem Markt! Aber erfahrungsgemäß ist die Frage nach der Unterart der Monstera Deliciosa immer noch aktuell.
Wer als Anfänger öfter in den Facebook-Pflanzengruppen unterwegs ist, wird immer wieder auf die Frage stoßen, ob die gekaufte Pflanze eine „large Form“ oder „nur“ die Borsigiana ist. Meistens ohne richtige Erklärung – oder falsche Informationen.
Aber was ist denn jetzt eine „echte“ Monstera und warum ist das überhaupt relevant? Wieso gibt es überhaupt echte und falsche Monsteras?
Und hey, Moment, welche Monstera hab ich jetzt eigentlich? Ist das etwa eine Fälschung oder die „Billigversion“? Wurde ich etwa abgezogen?
Hab ich eine Fälschung?
Keine Sorge! Es gibt gar keine falsche Monstera Deliciosa. Ausser ihr habt eine Mini-Monstera, die Raphidophora Tetrasperma gekauft.
Ich erklär euch alles dazu, was ich bis jetzt weiß.
Das Thema Pflanzenbestimmung ist grundsätzlich komplex und auch sogenannte Experten streiten sich bei Benennung, Bestimmung und Zuordnung von neuen Pflanzen auf dem Markt. Wenn es um die Monstera selbst geht, ist es aber gar nicht so kompliziert! Es gibt keine falsche, nur eine neuere Version auf dem Markt, die es früher eben gar nicht gab. Seit wann es sie gibt und wo sie herkommt liegt im Dunkeln (wer eine verlässiche Antwort kennt, nur her damit – ein Gerücht hab ich trotzdem für euch parat).
Die neue Monstera sieht ein bisschen anders aus und hat etwas andere Eigenschaften. Sie ist deswegen nicht schlechter als das „Original“ – nur eben etwas anders.
Stellt es euch so vor: beides sind trinkbare Limonaden, die eine ist die klassische Cola (Deliciosa) und die andere eine Cherry Coke Zero (Deliciosa Borsigiana). Beide sind süß, schmecken aber leicht unterschiedlich, haben nicht ganz den gleichen Kohlensäuregehalt und sehen ganz leicht unterschiedlich aus :).
Keine Ahnung, ob das ein gutes Beispiel ist. Es sind jedenfalls trotzdem beides Colasorten (Deliciosa) und damit Limonade (Monstera) :).
Wer Cola vorher gar nicht kannte, wird keinen Unterschied schmecken oder sehen.
Wer aber bewusst Cola bestellt, will jedenfalls keine Cherry Coke – und wer Cherry Coke und Zero mag, möchte auch keine normale Cola mit Zucker im Glas.
Es gibt mindestens 3 Monstera Deliciosa Wuchsformen auf dem deutschen Markt
Wichtige Information am Rande: es gibt sehr viele (wilde) Monstera-Arten, die sich zum Verwechseln ähnlich sehen, die je nach Region etwas anders wachsen und deren Merkmale zu beiden hier unterschiedenen Arten passen können! Außerdem können Monsteras, genau wie Philodendren, selbst wenn es sich um die gleiche Art handelt, unterschiedlich aussehen, da sich ihr Aussehen mit dem älter werden und vor allem mit der Anpassung an ihre Umgebung, verändert.
Es geht hier zunächst ausschließlich um die 2 Pflanzen, die man Stand 2020-2025 im Baumarkt, im Gartencenter und Online in den Pflanzenonlineshops kaufen kann. Also kommerziell genutzte Pflanzen, die über Samen gezogen wurden, als Stecklinge vermehrt oder aus Gewebekulturen (tissue culture) stammen.
Ab und zu findet man auch eine zwergwüchsige Form in Europa, die als brasilianische Variante bezeichnet wird: ‚Brazilian Common Form‘. Auf dem asiatischen Markt ist sie wohl sehr beliebt.
Monstera Deliciosa, auch Fensterblatt genannt, keimt im Dschungel auf dem Boden. Dann kriecht die Pflanze mit Hilfe ihrer Wurzeln umher, wächst zu einem kräftigen Busch heran oder sucht nach einem großen Baum oder Felsen, an dem sie hochklettern kann wie eine Liane. Dabei helfen ihr ihre Haft- und später auch ihre Luftwurzeln. Sobald sie etwas zum anheften gefunden hat, entwickelt sie sich weiter. Sie bekommt immer größere Blätter und beginnt, zu klettern, immer weiter nach oben, Richtung Licht. Diese Vorliebe haben beide Monstera-Arten grundsätzlich gemeinsam. Sie unterscheiden sich aber in der Art und Weise, WIE sie heranwachsen und herumklettern.
Fangen wir einfach an!
Die bekannteste Monstera ist die Berühmtheit aus dem Pflanzenboom der 70er Jahre. Die klischeehafte Hippiepflanze, die Künstlerpflanze, die Pflanze, die riesig wie ein Baum wird und seit Generationen in deutschen Wohnzimmern steht. Es gibt sie schon gefühlt eine halbe Ewigkeit in Europa. Diese Pflanze wird sehr gerne in Facebookgruppen als die „echte“ Deliciosa bezeichnet. Pflanzen, die für den kommerziellen Markt gewerblich gezüchtet werden, können sich von der Wildform unterscheiden (Kultivar).

Komplizierte, teils veraltete und veränderte Namensgebung
An dieser Stelle macht der Vollständigkeit halber ein Exkurs in die lateinische Namensgebung von Pflanzen Sinn.
Puh, dass ist im wahrsten Wortsinn eine Wissenschaft für sich. Ich versuche, dazu demnächst mal einen deutschen Link dafür zu finden. Machen wir erstmal weiter. Da ich weder Biologin noch Botanikerin bin, geht es hier jetzt nicht allzu wissenschaftlich zu, ich verspreche, ich gebe trotzdem mein Bestes!
Fangen wir mit der klassischen an, sie heisst Monstera deliciosa, genauer:
Monstera deliciosa Liebm.,
Syn.: Monstera lennea C. Koch.
Sie wird inzwischen online aber bevorzugt als „large form“, also als die grössere Variante, bezeichnet. Große Form also.
Seit einiger Zeit gibt es eine weitere Monstera auf dem Markt, die dieser sehr ähnlich sieht. Zumindest in jungen Jahren gibt es aber auch deutliche Unterschiede.
Sie heisst Monstera deliciosa, Variante Borsigiana. Genauer:
Monstera deliciosa Liemb. var. borsigiana (C. Koch ex Engl.) Engl. & Krause. In neueren Quellen wird sie statt“ variety“ aber lieber als „form“ eingeordnet: M. deliciosa f. borsigiana. Sie wird online inzwischen einfach als „small Form“, also als die kleinere der beiden bezeichnet. Kleine Form.
Es wird zumindest im Internet noch darüber gestritten, ob diese andere Form der berühmten Pflanze einfach eine andere Wildform ist, die der klassischen Monstera ähnelt, eine neue Zucht, die sich schneller und besser verkaufen lässt oder eine verwandte, eigene Unterart.
Laut meinen Recherchen stammt die kleine Form namens Borsigiana aus ursprünglich einem von der Außenwelt abgeschnittenen Tal in Mexiko und hat aus diesem Grund ihre andere Wuchsform entwickelt. Ich kann euch dafür aber keine Quelle nennen, so lange ist es wohl erstmal eine Internet-Legende. Dann wäre es auch eine Deliciosa, nur mit einer evolutionär etwas anderen Anpassung an die Umwelt. Ein witziges Beispiel dazu: Es gibt auf einer Insel eine Hunderasse mit Schwimmhäuten zwischen den Zehen – das sind aber trotzdem ganz normale Hunde. Sie haben sich einfach an ein Leben am Wasser angepasst.
Einen aufschlussreichen englischen Artikel, der auf die lateinische Namensgebung der beiden Monsteras eingeht und sie genauer erklärt findet ihr hier:
https://candidegardening.com/GB/stories/6aab07bb-4c48-4c5e-b8c6-9bbdb2a913e9?fbclid=IwAR2UpaXVm3Wt86S2ZlNURc14iOSSBdEbwOK6k0mGX0dm4KDjgHbLljYvbdk
Als ich meine Monstera neu gekauft hatte, war ICH mit der Unterscheidung aber völlig überfordert! Für mich sahen die alle GLEICH aus.
Ich erkläre euch nun Unterschiede, anhand derer ihr eure Pflanze einordnen könnt. Anhand dieser Merkmale unterscheiden sich die beiden Sorten häufig in ihren jungen Jahren (bis heute hab ich nur wenige Fotos einer „alten“ ausgewachsenen Borsigiana gesehen, daher kann ich nicht beurteilen, wie diese nach 50, 60 Jahren aussieht). Es ist leider nicht immer eindeutig! Ich nenne die eine der Einfachheit halber klassische Monstera, die Große, die andere Borsigiana, die Kleine.
Angeblich gibt es nun auch eine mittlere Form (2019) auf dem Markt, darüber finde ich aber leider noch nicht viel im Netz.
Schnappt euch einen Tee oder Kaffee, es wird eine längere Lektüre.
Bereit? Los geht’s!
Unterschiede Deliciosa – Deliciosa Borsigiana

Preisunterschiede und Erhältlichkeit
Preislich liegen die beiden übrigens nah beieinander. In der Regel hängt der Preis einfach nur vom Alter der Pflanze ab. Meiner Erfahrung nach wird die grössere Form viel öfter in Kübeln als ausladene, adulte Pflanze in Buschform verkauft, die kleine Wuchsform gibt es oft schon als Babypflanze. Es gibt grosse Pflanzen, die zu mehreren an Rankstäbe gesteckt wurden, bei denen ich mir selbst nicht so sicher bin, welche Form es ist – auch mit Rüschen.
Da Monsteras sehr, sehr alt werden können und bei idealer Pflege viele hübsche kleine Fenster in den Blättern ausbilden, kosten alte gut gepflegte Pflanzen und deren Kopfstecklinge am meisten. Wir reden hier von Stämmen mit der Dicke eines Armes.
Auf diese kleinen gelochten Fensterchen haben es nämlich viele Käufer abgesehen. Je mehr, je besser.
Bei Jungpflanzen gibt es kaum Unterschiede. In Deutschland ist die Form Borsigiana gerade viel häufiger auf dem Markt vertreten und oft im Angebot. Aber auch die klassische Monstera findet man ab und zu in den Baumärkten.
Ihr müsst euch nicht schlecht fühlen, wenn ihr aus Versehen nicht die klassische gekauft habt. Sie sehen sich ähnlich. Onlineshops oder Läden machen keinen Unterschied beim Labeln der Pflanzen. Und für die meisten Wohnräume ist die kleinere Form praktischer.
Meistens steht ohnehin, wenn überhaupt, Monstera drauf, swiss cheese plant oder einfach nur (köstliches) Fensterblatt.
Die meisten Menschen, die eine Borsigiana besitzen, möchten aber mit der Zeit auch eine klassische Deliciosa haben. Das kann ich gut nachvollziehen, denn mir geht es ja auch so. Hauptsache, keine Thripse.
„Und wenn man dann die eine hat, gefällt einem plötzlich die Panaschierte. Und dann entdeckt man, wie viele Versionen es gibt. Und schon seid ihr unrettbar der Monsteraliebe verfallen!
— die Pflanzenmama
Willkommen im Club!“
Fazit
Ich hoffe, ich konnte etwas Klarheit in das Durcheinander mit den zwei Monsteras bringen. Diesen Artikel werde ich mit der Zeit immer weiter verbessern und mit neuen Fotos bestücken.
Ich würde so gerne wissen, seit wann es die Borsigiana gibt und wo sie herstammt. Stammt sie wirklich aus diesem kleinen isolierten Tal in der Wildnis oder ist sie eine für den kommerziellen Vertrieb optimierte Züchtung?
In meiner Region hab ich riesige Monsterapflanzen in botanischen Gärten entdeckt, die der Borsigiana ähneln, ranken wie Efeu und keine typischen Rüschen haben. Daneben tief dunkelgrüne Monstera-Büsche mit unglaublich großen Blättern mit Fenstern. Auch ohne Rüschen! Ich habe sie unten verlinkt. Es gibt noch viel zu lernen über diese schöne Pflanze. Und wenn ihr sie nicht jetzt schon toll findet, sie bekommt bei besten Bedingungen auch noch Früchte die wie Erdbeeren und Ananas zusammen schmecken!
Lasst mir doch einfach einen Kommentar da, wenn ihr noch mehr wisst und mir helfen möchtet!
Weiterführende Links zum Schmökern
- Hier im Wiki findet ihr noch einige allgemeinen Details über eine der beliebtesten Zimmerpflanzen überhaupt: https://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6stliches_Fensterblatt
- Wissenschaftliche Datenbank mit einer Karte zur Verbreitung der Pflanze in der Natur: https://powo.science.kew.org/taxon/urn:lsid:ipni.org:names:87478-1
- Geniale Übersicht über viele neue Züchtungen und Panaschierungen der Monstera Deliciosa: https://prettyingreen.com/blogs/plant-tea/variegated-monstera-deliciosa-guide
- Fotos von verschiedenen Monsteras aus dem Amazonienhaus in Stuttgart
- Lieblingsprodukte zur Pflege von Zimmerpflanzen: https://pflanzenmama.de/2020/06/07/produkttipps-und-empfehlungen-fuer-pflanzenfreunde/
Disclaimer: Alle Angaben sind ohne Gewähr. Dieser Blog ist mein Hobby. Ich bin keine Botanikerin oder Biologin. Ich bin nicht wissenschaftlich ausgebildet. Ich schreibe umgangssprachlich. Vieles zum Thema Zimmerpflanzen hängt stark von der eigenen häuslichen Umgebung ab. Es gibt keine verlässliche Quelle als Grundlage für meine Recherchen online. Selbst in Fachbüchern zum Thema Pflanzenpflege finden sich Fehler oder veraltete und widersprüchliche Informationen. Ich verlasse mich zudem auf meine Erfahrung und die anderer. Wenn ihr einen Fehler findet, seht es mir bitte nach. Sehr gerne dürft ihr mich darauf hinweisen und mich korrigieren. Ich freue mich immer über neue Informationen und einen regen Austausch.
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Sehr schöner und übersichtlicher Artikel! Eine kleine Korrektur müsste aber gemacht werden. Die „Rüschchen“ bekommt auch borsigiana, weshalb das kein ganz sicheres Unterscheidungsmerkmal ist. Eine borsigiana muss jedoch schon ziemlich groß dafür sein (bekommt die „Rüschchen“ also erst spät) und ist dann wieder sicher durch die längeren Internodien zu unterscheiden. Mein Tipp deshalb: nie auf ein einzelnes Merkmal verlassen.
Hallo Pawel, danke für den guten Hinweis! Das hatte ich im Text unter Unterschied 4 schon ganz kurz erläutert. Leider konnte ich bisher dafür keinen einzigen Fotobeweis finden, nur Hinweise, dass es durchaus möglich ist. Dabei gibt es durchaus große Borsigianas, bzw. auch ausgewachsene Albo-Formen davon. Wenn man auf der Suche nach einer grossen Form der Deliciosa ist, ist es aber manchmal doch ganz hilfreich, nach Rüschchen Ausschau zu halten. Denn die kleinen Monsterabüsche im Gartenzenter haben teils schon sehr große Rüschen. Und viele Besitzer der kleinen Form wünschen sich später eine große und suchen diese im Handel. Ansonsten finde ich die Unterscheidung bei jungen Pflanzen sehr schwierig.